Normalerweise gehen wir mit stoischer Gelassenheit durchs Leben. Der laute Fernseher der Nachbarn bringt mich genauso wenig aus der Ruhe, wie das schwächelnde W-LAN oder der obligatorische Computer-Absturz kurz vor Vollendung einer unfassbar wichtigen Mail. Doch wenn im Feierabendverkehr Vorfahrten genommen, rote Ampeln überfahren und Kurven geschnitten werden, ist Schluss mit Lustig! Dann wünschen wir uns regelmäßig einen fetten Geländewagen und die nötige Portion völliger Rücksichtslosigkeit, um all die Schleichraser und Mittelstreifen-Zähler ganz sanft aus dem Weg zu schubsen. Sollte das die ein oder andere Explosion und ein unfassbares Chaos mit sich bringen, wäre das zum einen wahrscheinlich relativ gesundheitsgefährdend und zum anderen genau das Material, aus dem Entwickler Criterion bereits im Jahre 2001 den ersten Teil der erfolgreichen Action-Rennspiel-Serie „Burnout“ gezimmert hat. Nach dem Erscheinen mehrerer Sequels für PC und Konsolen hat der Titel nun endlich auch den Sprung aufs Smartphone geschafft. Ob es sich dabei um eine Punktlandung oder doch eher einen schmerzhaften Bauchklatscher handelt, erfahrt in unserem Test.
-b1-In „Burnout Crash!“ ist es eure Aufgabe, auf riesigen Kreuzungen und mehrspurigen Straßen das größtmögliche Chaos zu provozieren. Je mehr Autotrümmer sich über die Szenerie verteilen, desto besser. Dazu habt ihr in 6 verschiedenen Umgebungen mit je 9 Kreuzungen und Straßen und in 3 verschiedenen Spielmodi Gelegenheit. In „Rush Hour“ gilt es ganz einfach so viel Chaos und Zerstörung zu verursachen, wie es nur geht. Im Modus „Pile Up“ erwartet euch im Prinzip das Gleiche, nach einer bestimmten Zeit jedoch hört der Verkehr auf, und euer Fahrzeug steckt alles in Brand, was es berührt. Dabei läuft eine Art Multiplikator mit und sobald ihr für längere Zeit nichts mehr abgefackelt habt, endet die Runde. In eine andere Richtung geht es in „Road Block“. Englisch-kundige wissen sofort, hier gehts darum, eine Art Straßensperre zu errichten. Dazu benutzt ihr ganz einfach die herankommenden Fahrzeuge und lasst diese explodieren, um so den Weg für alle Nachkommenden blockieren. Schließlich müsst ihr verhindern, dass Autos die Kreuzung unbeschadet durchfahren und eurer blinden Zerstörungs-Wut entkommen. Schaffen das 5 Fahrzeuge, ist der Level beendet.
-b2-Vor jedem Durchlauf seht ihr eine Liste der Herausforderungen, die es im Level zu meistern gilt. Das kann zum Beispiel das Zerstören eines bestimmten Gebäudes sein oder das Erreichen einer gewissen Schadenssumme. Denn alles, was ihr kaputt macht, bringt Kohle. Für jede Herausforderung, die ihr schafft, gibt es einen von 5 Sternen und mit denen wiederum schaltet ihr nach und nach 7 Fahrzeuge und die restlichen Umgebungen frei. Genügend Langzeitmotivation sollte also dank gebotener Abwechslung vorhanden sein. Dazu tragen nicht zuletzt die zahlreichen Extras bei, die euch auf verschiedenste Arten bei der Erzeugung von Chaos und Zerstörung unterstützen. Ein explodierter Pizza-Wagen beispielsweise lässt euch am Glücksrad drehen und beschert euch Extras, wie eine Polizei-Straßensperre, die Fahrzeuge daran hindert, die Kreuzung zu verlassen, wild um sich ballernde UFOs oder ein Magnet, der Autos und Busse in eurer Nähe anzieht.
-b3-Das hört sich alles ganz gut an und macht tatsächlich für eine begrenzte Zeit auch Spaß, doch letztendlich lässt sich „Burnout Crash!“ auf wildes Herumwischen auf dem Bildschirm und ein nettes Effekte-Gewitter herunter brechen. Mehr ist es nämlich nicht und damit ist das Spiel mehr denn je den Geschmäckern der iOS-Gamer ausgesetzt. Wer auf Chaos und Explosionen steht und auf Spieltiefe, Taktik und ein erfrischendes Konzept verzichten kann, der findet hier einen treuen Begleiter für Bus und Bahn. Allen anderen dürfte der spielgewordenen Michael-Bay-Film schnell langweilig werden.
-b4-Grafisch bewegt sich „Burnout Crash!“ in der oberen iOS-Liga. Auf dem neuen iPad fallen die Menüs eher unschön auf. Doch sobald das erste Fahrzeug in einem Feuerball aufgeht und eine Explosion nach der anderen den Bildschirm erschüttern lässt, entfaltet der Titel mit seiner Top-Down-Ansicht seinen ganz eigenen grafischen Charme. Das Chaos wird spektakulär in Szene gesetzt und bietet wenig Grund zum Meckern.
Der Sound ist top. Es sei vor allem der großartige Soundtrack des Spieles erwähnt, der nicht nur in den Menüs für rockige Abwechslung sorgt, sondern auch die wahnwitzige Zerstörungs-Orgie während es Spielens geschmackvoll untermalt. Explosionen klingen authentisch und der reißerische, an Spielautomaten erinnernde Sprecher gibt dem Ganzen eine besondere Note. Nervig und unpassend war in unseren Augen lediglich das cartoonige Hüpfgeräusch des Autos. Boing? Nein Danke!
-b5-Die Steuerung ist rasch erklärt. Zu Beginn jedes Levels steuert ihr euer Fahrzeug auf die Kreuzung zu, indem ihr mit dem Finger vor dem Auto herwischt. Sobald ihr crasht, könnt ihr euren Boliden durch Wischbewegungen in jede beliebige Richtung springen lassen, um maximalen Schaden zu bewirken. Zwischendurch werden durch Fingertap verschiedenste Extras aktiviert und Explosionen ausgelöst.
„Burnout Crash!“ ist schnell, bunt und laut und definitiv ein großartiger und kurzweiliger Zeitvertreib für Zwischendurch. Toller Sound, zufriedenstellende Grafik und ein hoher Umfang erfreuen vor allem das Herz eingefleischter Fans der Serie, die den Chaos-Racer nun endlich auch unterwegs spielen können. Leider wird das Gameplay recht schnell eintönig, wogegen auch der große Umfang nicht allzu viel tun kann. Deshalb schrammt der Titel ganz knapp am Gewinn unseres Awards vorbei.