Trials – das steht für zweieinhalb-dimensionale Dirt-Bike-Geschicklichkeit mit steiler Lernkurve, großartiger Physik und einem extrem hohen Frustfaktor. Seit 2009 lehnen wir uns auf unseren Bikes nun schon im rhythmischen Auf und Ab der wahnwitzigen Strecken vor und zurück, erleben atemberaubende Sprünge und reihen mehr Front- und Backflips aneinander, als der robuste Rider oftmals vertragen kann. Für den passionierten Sidescroll-Race-Fan hat es zwar diverse Alternativen im AppStore gegeben, MotoHeroz -l10770- oder Trial Xtreme 2 -l10030- beispielsweise, doch am besten ist halt nur das Original. Und so freuen wir uns seit einigen Tagen einen Ast ab, mit Trials Frontier -l12631- endlich in den Genuss waschechter Trials-Action aus dem Hause RedLynx und Ubisoft zu kommen. Ob das Ding statt mit einem hochsensiblen Analog-Stick an der Konsole auch mit vier dagegen fast schon altertümlich wirkenden Richtungstasten Laune macht, lest ihr in unserem Test.

-b1-Neu ist in vor allem eines – die Story. Über deren Nutzen schieden sich bei uns in der Redaktion die Geister. Während die Hardcore-Fans eigentlich nur auf die Strecke wollten und von den häufigen Unterbrechungen eher genervt waren, fand die Einsteiger-Fraktion die nette Aufmachung um den fiesen Butch, der ein kleines Dorf im Stile eines Steampunk-Wild-West-Settings terrorisiert, eigentlich ganz nett.
Nett fanden wir auch den gnadenlos schnellen Einstieg in Trials Frontier -l12631-, denn anstatt einen Ladebildschirm anzugaffen, dürft ihr, noch bevor es eigentlich richtig losgeht, direkt mit dem Bike über die Piste fetzen. Entscheidend sind dabei vor allem zwei Dinge: Die Physik und die Steuerung, denn die Kombination aus beidem macht, zusammen mit den herrlich fordernden Strecken, Trials zu Trials. Die gute Nachricht: In Frontier lässt sich das Maschinchen mit den vier Pfeil-Buttons zwar nicht so präzise steuern wie mit einem sensitiven Analog-Stick, das Trials-Feeling kommt trotzdem auf, denn dank der hervorragenden, der Spielgeschwindigkeit perfekt angepassten Physik macht das Preschen über Stock und Stein beinahe genauso viel Spaß.
-b2-Das anfangs erwähnte Setting versetzt euch in ein idyllisches Dorf, in dem augenscheinlich Kinder den Saloon ähnlich oft besuchen wie Erwachsene. Darauf lassen zumindest die beiden Rotznasen schließen, für die ihr entweder Süßigkeiten beschaffen oder spektakuläre Performances auf der Strecke zeigen sollt. Vor und nach jedem Rennen sprecht ihr mit den Bewohnern des Dorfes, um euch diverse Aufträge abzuholen. Die sehen entweder so aus, dass ihr auf dem Kurs eine bestimmte Air-Time habt oder beispielsweise zwei Back-Flips hinlegt, oder fordern die Beschaffung verschiedener Bau- und Blaupausenteile.
-b3-Nach jedem Rennen dürft ihr an einem Glücksrad drehen und erhaltet, je nachdem auf welchem Feld die Nadel landet, Bauteile für Upgrades oder ein paar Kristalle, die In-Game-Währung in Trials Frontier. Bei Sledge rüstet ihr eure Maschine mit den gewonnen Teilen nach und nach auf oder baut, wenn ihr genügend Blaupausenteile zusammen habt, eine völlig neue. Wer bei „In-Game-Währung“ ein nervöses Zucken des rechten Augenlids bekommen hat, der sei unter Vorbehalt erst einmal beruhigt. Das Upgraden kostet zwar Wartezeit, die könnt ihr aber mit wenigen Kristallen überspringen – und Kristalle erhaltet ihr eigentlich mehr als genug im Spiel. Unter Vorbehalt aber deswegen, weil die Wartezeit natürlich, wie sollte es anders sein, mit fortschreitendem Spielverlauf immer länger werden.
-b4-Das Warten auf Upgrades ist verkraftbar, denn fahren könnt ihr ja trotzdem, stimmt’s? Stimmt nur so halb. Zum Fahren benötigt ihr nämlich Benzin und jedes Rennen kostet euch einen kräftigen Schluck aus eurem Tank. Ist dieser leer, heißt es wieder warten. Eine Tankfüllung gibt es zum läppischen Preis von 3 Kristallen, Tankerweiterungen erhöhen die mögliche Füllmenge. Nach jedem Rennen und für das Erfüllen von Aufträgen erhaltet ihr Erfahrungspunkte und bei jedem Levelaufstieg glücklicherweise auch eine gratis Tankfüllung. Doch je länger ihr spielt, desto länger benötigt ihr selbstverständlich für einen Levelaufstieg und für jede komplette Tankfüllung.
-b5-So nervig das Warten aufs Rennen auch ist, so gut gefallen hat uns das Online-Ranking und Fahren gegen die Geister anderer Spieler. Es macht einfach Spaß, eine Strecke wieder und wieder zu fahren, die Steigungen und Drops auswendig zu lernen und seine eigene oder besser noch die Zeit eines Freundes zu unterbieten.

Trials Frontier -l12631- macht eigentlich vieles richtig. Fans der Serie hätten gut auf das Casual-Drumherum, die Charaktere und die Geschichte verzichten können, Schaden tut es aber nicht wirklich. Steuerung und Fahrphysik gehen Hand in Hand, sind gut auf die eingeschränkten Möglichkeiten einer Vier-Button-Steuerung abgestimmt. Schade ist einmal mehr, dass das Free-to-play-Prinzip nur in den ersten zwei Stunden des Spiels funktioniert, ohne zu nerven. Mit fortschreitendem Spielverlauf werden die Wartezeiten zunehmend unerträglich und wir dazu gedrängt, echtes Geld in die Hand zu nehmen. Deswegen leidet der Spielspaß in unserer Wertung ein bisschen, aber die Entwickler wollen natürlich auch für ihre Arbeit entlohnt werden. Trotzdem: Wer Trials liebt, wird Trials Frontier -l12631- mögen. So, und nicht andersherum.