Endlich scheint die Sonne auch mal länger als ein Stündchen, zwitschern uns die Vögel morgens aus dem Schlaf und verwandelt sich die Innenstadt bei angenehmen Temperaturen in abgeschwächte FKK-Strände ohne Sand. Seit Generation Smartphone ist es glücklicherweise auch dem geneigten Zocker vergönnt, sich beim Spielen die Sonne aufs Haupt scheinen zu lassen. Und so passt es uns hervorragend in den Kram, dass heute Botanicula -l13804- seinen Weg in den AppStore gefunden hat. Ein Spiel, dass es so nur selten gibt. Wir haben das Unikat aus dem Hause Amanita Design, bereits bekannt für Machinarium -l9238- getestet und verraten euch, ob sich der Download lohnt.

-b1-Ursprünglich für PC und Mac entwickelt, findet sich das Point’n’Click-Adventure Botanicula -l13804- nun auch endlich auf unseren iPads wieder und erzählt die Geschichte von fünf ungewöhnlichen Baumbewohnern, die zu außergewöhnlichen Helden werden müssen, um ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Der Baum, gewachsen aus einem vom Nachthimmel gefallenen Samen, ist ein wahres Paradies. An jeder Ecke findet man dutzende merkwürdig anmutende Gestalten, in allen Farben erstrahlende Blätter, die Luft ist erfüllt von den jauchzenden Rufen der ausgelassenen Bewohner und quirligen Klängen der tschechischen Indie-Band DVA. Alles scheint perfekt…
-b2-Doch immer, wenn etwas wächst und gedeiht, gibt es Kräfte, die darauf abzielen, diese Harmonie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als eine schwarze Spinne dieses Paradies überfällt und Tod und Chaos unter den Bewohnern stiften, müssen die fünf Freunde über sich hinauswachsen, um die drohende Katastrophe abzuwenden. In Botanicula -l13804- steuert ihr überwiegend die gesamte Gruppe von Ort zu Ort, löst charmante Rätsel und versucht, den letzten Samen des Baumes, in der Obhut des leuchtenden Mr. Lantern, sicher dort unterzubringen, wo sich aus ihm eine neue Hoffnung und neues Leben entfalten kann.
-b3-An Lanterns Seite rennen, jubeln und rätseln der Zweig Mr. Twig, der seine filigranen Gliedmaßen scheinbar unendlich wachsen lassen kann, Ms. Mushroom, eine formschöne Pilzdame, die fehlende Muskelkraft mit Hirnschmalz wett macht, Mr. Poppyhead, der Panzer der Gruppe, und Mr. Feather, der mindestens so grazil durch die Luft schwebt wie eine Birkenpolle. Immer wieder im Spiel müsst ihr entscheiden, wen der extravaganten Protagonisten ihr auf die Lösung einer Situation ansetzen wollt. Doch keine Angst – anstatt eines Game-Over-Bildschirms hat die falsche Wahl lediglich eine charmante Animation zur Folge, die das temporäre Versagen des Baumbewohners zeigt.
-b4-Die Rätsel sind durch das gesamte Spiel hinweg fair, abwechslungsreich und bleiben stets überraschend. Zwar werdet ihr immer wieder genötigt, eine bestimmte Anzahl an Gegenständen zu finden, um fortfahren zu dürfen, doch die Art und Weise, wie ihr an die verlorenen Federn, Schlüssel und Kinder kommt, könnten unterschiedlich nicht sein. Gut gefallen hat uns vor allem das dezente Hinweissystem, das eigentlich gar keines ist. Denn in Botanicula -l13804- hat Erfolg, wer aufmerksam spielt. Um auf die Lösung des Rätsels zu kommen, reicht es oftmals, genau hinzusehen und zu hören. Eine kleine Bewegung hier, ein neckendes Rascheln dort genügt oft schon als Hinweis, um der Lösung des Rätsels eine Spur näherzukommen.
-b5-Wie bei jedem Point’n’Click-Abenteuer hilft auch hier: Ausprobieren. Beinahe alles, jedes Blatt, jedes Wesen reagiert auf einen Tap oder Wischer, mal müsst ihr ziehen, mal antippen und mal halten. Die Steuerung könnte intuitiver nicht sein und reagiert prompt auf eure Eingaben. Was die Jungs und Mädels von Aminata Design schon beim Roboter-Abenteuer Machinarium gut gemacht haben, ist hier nochmal ein Stück besser geworden. Wir hatten beim Spielen beinahe das Gefühl, durch ein tausendfach vergrößerndes Mikroskop in eine real existierende Welt zu blicken, so detailliert, so liebevoll und so echt wirkt die fantastische Welt von Botanicula -l13804-. Beinahe scheint es, als sei man direkt in den Traum eines Kindes abgetaucht. Für den runden Abschluss sorgt der großartige Sound, der beinahe ausschließlich von den Stimmbändern der Entwickler herrührt. Alles ploppt, pfeift, piept, tingelt und dröhnt so herrlich unschuldig, dass selbst gestandene Männer beim Spielen wieder zu Kindern werden.

Botanicula -l13804- ist für uns definitiv eines der Highlights des Spielejahres 2014. Der Mix aus charmanten Rätseln, großartigen Visuals, schönen Animationen und einer Story um Freundschaft, Hoffnung und des über sich Hinauswachsens hat uns gänzlich überzeugt. Botanicula -l13804- spielen ist wie eine Reise in die Tiefen der absurden Fantasie seiner Kindheit zu machen. Schade ist nur, dass die Reise viel zu schnell vorbei ist und nur auf einem iPad erlebt werden kann. Wir hoffen trotzdem auf eine Fortsetzung und verneigen uns schon jetzt ehrfürchtig vor den Entwicklern.