Das ambitionierte Cyberpunk-Adventure Revolution 60 -l14566- des Newcomer Entwicklers Giant Spacekat, finanziert durch die Crowdfunding Website Kickstarter, fand am vergangenen Spiele-Donnerstag nun endlich seinen Weg in den Appstore. Der Titel kann zunächst kostenlos angespielt werden, bevor zum Freischalten der kompletten Story 5,49€ fällig werden. Das Entwickler-Studio legt sehr viel Wert darauf, mit ihrem Spiel die Position der Frau in der Videospiel Branche zu festigen. Nicht nur das gesamte Studio ist weiblich, auch im Spiel begegnet man Männern nur als gesichtsloses Kanonenfutter in Form der “Snow Leopards”.
Die Story handelt von den vier charismatischen Chessboard-Agentinnen Holiday, die Protagonistin des Spiels und eine blonde und kühle Killerin, ihrer besten Freundin Valerie, die zu Beginn des Spiels schwer verwundet wird und nach einer Operation nicht mehr dieselbe ist, der zwielichtigen Minuete, für die nichts wichtiger ist als das Gelingen der Mission, und der smarten Amelia, die am Bau der N313 beteiligt war, die plötzlich eine Fehlfunktion meldet, welche es zu beheben gilt, um einen globalen Atomkrieg zu verhindern. Das Spiel erinnert mit seiner Optik an Comic-Serien wie “Totally Spies!” oder Spiele wie “No One Lives Forever”.
Obwohl die Grafik eher aus Playstation-1-Zeiten stammt, ist das Spiel gut präsentiert; Die Figuren sind realistisch animiert, und man kann in ihren Gesichtern Emotionen erkennen. Das ist sehr wichtig für das eher passive, Story-lastige Gameplay. Der Entwickler beschreibt Revolution 60 -l14566- als eine Mischung aus “Heavy Rain” und “Mass Effect”. Diesem Anspruch wird das Spiel zwar nicht ganz gerecht, es lassen sich aber eindeutig Versatzstücke der beiden Videospielgrößen erkennen; während den interaktiven Cutscenes habt ihr oft die Möglichkeit, entweder sarkastisch oder professionell zu antworten, was sich auf den Verlauf der Geschichte und eure Beziehungen zu anderen Charakteren auswirkt. Das erinnert sehr an das Moral-System aus “Mass Effect”. Um Aktionen erfolgreich auszuführen, müsst ihr innerhalb einer Zeitbegrenzung auf dem Bildschirm Kreise zeichnen, über den Screen wischen oder zwei Knöpfe gleichzeitig drücken, ähnlich wie in “Heavy Rain”.
In “Exploring”-Sequenzen könnt ihr euch mit eurer Umgebung vertraut machen und versteckte Items wie Medikits finden, die ihr im Kampf einsetzen könnt. Anfangs sind die Kämpfe allerdings relativ anspruchslos. Das Kampfsystem hat zwar ein paar nette Ideen, ist allerdings nicht gerade eine Revolution. Ihr könnt nach links, rechts oder hinten ausweichen, entweder schießen oder, wenn ihr nahe genug am Gegner seid, einen Nahkampfangriff ausführen. Trefft ihr oft genug, wird eine Spezialattacke aktiviert, die besonders viel Schaden verursacht.
Im Verlaufe des Spiels werdet ihr verschiedenen Arten von Snow Leopards begegnen, die unterschiedliche Kampfstile bevorzugen, so bleibt das sonst eher repetitive kämpfen auf die Dauer unterhaltsam. Mit jedem Kampf sammelt ihr Erfahrungspunkte. Steigt ihr ein Level auf, könnt ihr eure Fähigkeiten an einem Skill Tree verbessern. Alternativ könnt ihr euch vom Spiel automatisch aufbessern lassen.
Ein großer Pluspunkt des Spiels ist neben der intuitiven Steuerung die Stimmung, die vermittelt wird. Holiday lässt nach jedem Kampf einen lässigen One-Liner ab und kann sich generell den einen oder anderen Kommentar nicht verkneifen. Zudem ist das Spiel sehr detailreich, so wird zum Beispiel auf die Frage eingegangen, welche Munition man innerhalb eines Raumschiffs verwenden kann, ohne die Wände zu beschädigen (was wegen dem Lufdruckausgleich zu enormen Schäden führen würde). Die Charaktere haben Wiedererkennungswert und wirken menschlich, zum Beispiel merkt man schnell, dass sich Amelia und Minuete eigentlich nicht leiden können, oder das Holiday der Unfall ihrer Freundin sehr nahe geht.
Revolution 60 -l14566- kann mit einer unterhaltsamen Story, interessanten Charakteren, einer guten Synchronisation (übrigens nur auf Englisch – gute Sprachkenntnisse sind hier hilfreich) und einem stimmungsvollen Soundtrack punkten. Wer über die veraltete Grafik und das sehr eingeschränkte Gameplay hinwegsehen kann, wird mit dem Spiel sicher seinen Spaß haben. Ob man dann 5,49€ für ein Spiel mit “Spielfilmlänge” ausgeben will, muss jeder für sich selbst entscheiden – ihr könnt aber wie gesagt vorher kostenlos hineinschnuppern…