Im Genre der Flugsimulationen findet sich neben Infinite Flight und einigen wenigen anderen Genrevertretern seit kurzer Zeit auch aerofly FS vom deutschen Entwickler IPACS im AppStore wieder. Ein waschechter Genrevertreter, der bei uns einen guten ersten Eindruck hinterließ und mit einem niedrigen Einstiegslevel auftrumpfen konnte. Ob sich auf den zweiten Blick ungeahnte Schwächen aufgetan haben oder ihr die 5,99€ für iPad oder 3,59 fürs iPhone ausgeben solltet, verraten wir euch in unserem Test.

-b1-Bevor es mit der Fliegerei losgeht, lohnt es sich einen kurzen Blick in die Einstellungen zu werfen. Hier könnt ihr so einiges nach euren Bedürfnissen anpassen. Es empfiehlt sich definitiv, die Kipp-Steuerung euer iDevices zu nutzen und auf analoge Buttons zu verzichten, denn das funktioniert sehr viel intuitiver und fühlt sich einfach gut an. Des Weiteren könnt ihr die Empfindlichkeit einstellen und auswählen zwischen automatischer und manueller Bedienung des Seitenruders, sowie ein paar Einstellungen bezüglich der Windstärke und -richtung treffen. Wetterwechsel oder dynamische Tageszeiten haben wir leider schmerzlich vermisst, denn wer schon einmal geflogen ist, der weiß, wie toll es aussieht, wenn man durch durch die Schwärze der Nacht gleitet und weit unter die Städte funkeln wie ein Weihnachtsbaum.

-b2-Auswählen könnt ihr zwischen 8 Flugzeugen, vom absoluten Klassiker und dem meistverkauften Flugzeug weltweit, der Cessna 172, über 2 Segelflugzeuge und diverse Kunstflugzeuge bis hin zum Kampfjet F-18. Für Nostalgiker gibt es ein kleines Schmankerl in Form des britischen Jagdflugzeuges Sopwith F.1. Alle Modelle werden in kurzen Texten prägnant beschrieben. Habt ihr euch für einen der Blechvögel entschieden, muss nur noch ein Startpunkt ausgesucht werden, soll heißen ein Flugplatz. Zwischen Genf, Zürich und Lugano liegen rund 30 ansteuerbare Flughäfen, von denen ihr entweder starten oder euch in Position zum Landeanflug setzen könnt. Per Tap lässt sich aber auch jeder beliebige Punkt auf der Karte anwählen.

-b3-Zur Motivation kannst du im Spiel mehr als 40 Gamecenter-Erfolge in Angriff nehmen. Sei es das Erreichen einer Höhe von 65000 Fuß, bestimmte Geschwindigkeiten, gewisse Anzahl von erfolgreichen Starts und Landungen oder einfach nur das Absolvieren vorgegebener Flugzeiten. Wer darüber hinaus Aufgaben oder Missionen braucht, sucht vergeblich. Bei Flugsimulatoren gehts in erster Linie um das Gefühl des Fliegens und die perfekte Kontrolle der Blech-Ungetüme. Wobei Ungetüme bei aerofly FS im weitesten Sinne höchstens noch auf die Mach 1,8 schnelle F-18 zutrifft und weniger auf die kleinen Rundflugmaschinen. Vergeblich sucht man leider Passagierflugzeige von Boeing oder Airbus. Jedes der Flugzeuge hat ein einzigartiges Handling und nach wenigen Minuten Eingewöhnungszeit lassen sich die Boliden schon recht gut beherrschen. Die Flugphysik im Spiel ist ebenfalls sehr gut abgebildet. Die Kontrollen auf dem Screen sind auf ein Minimum reduziert, was es gerade für Einsteiger leicht macht, ohne viel Frust ein paar Runden zu drehen. Am oberen Bildschirmrand finden sich die wichtigsten Flugdaten, wie Flugrichtung, Wind, Geschwindigkeit, der „Künstliche Horizont“, die Flughöhe, sowie die beiden nächstgelegenen Flugplätze. Ein Tap lässt schließlich Kameraoptionen und ein paar weitere interessante Features aufpoppen. So könnt ihr euch, anstatt ewig lang aufwärts zu steigen, direkt ein paar tausend Meter in die Höhe setzen oder die Namen von Bergkämmen und -spitzen der Schweiz anzeigen lassen. Nachdem man die Flugzeuge einigermaßen beherrscht, macht man sich immer wieder an die Königsdisziplin: das Landen. Es ist schon witzig, wie gut es sich anfühlt, wenn man die F-18 ohne Hopser, blitzsauber auf dem rauen Teer aufsetzen lässt und danach sanft bis zum Stillstand herunterbremst. Da lässt sich erahnen, wie toll es sein muss, ein echtes Flugzeug zu steuern! Gelingt die Landung nicht, zerbricht dein Flugzeug beim Aufprall auf dem Boden in mehrere Teile.

-b4-Die Grafik ist durchaus gelungen. Die Cockpits der Flugzeuge sind unheimlich detailliert ausgestaltet worden und mit zwei Fingern auf dem Display kann man sich noch näher umsehen und die Instrumente in Ruhe zu betrachten, während der Autopilot Höhe und Richtung im Auge behält. Auch von außen machen die Boliden in Sachen Detailtreue ordentlich was her, Spiegeleffekte gibts aber nicht. Für einen Simulator nicht ganz unwichtig ist selbstverständlich auch die Umgebung. Diese ist genretypisch ein verwaschener Pixelteppich, der aus einiger Höhe vollkommen ok ausschaut. Flughäfen und wenige Orte sind mit kleinen 3D-Gebäuden versehen, was im Großen und Ganzen für dieses Genre wirklich vollkommen ok ist. Viel entscheidender sollte ja eh die Ansicht von oben sein und die kommt dem Original schon recht nah, zumal man über die Sichtweite nicht meckern kann. Denn fliegt man etwas höher, sehen Berghänge und Städtchen recht passabel aus, erst bei näherem Hinsehen und Tiefflug schlägt der Texturteufel zu.

Soundtechnisch gibt es bei aerofly FS nicht viel zu meckern. Jedes Modell hat seine ganz eigenen individuellen Geräuschkulissen, Motorensounds und Effekte. Fiepende Warntöne weisen darauf hin, dass man doch bitte noch eben das Fahrwerk ausfahren sollte, oder ein Strömungsabriss droht. Der Nachbrenner der F-18 hat auch gut Rumms. Viel hört man ja beim Fliegen sowieso nicht außer den Motoren und den Windgeräuschen. Hier leistet sich der Simulator also keine Schwächen.

-b5-Zur Steuerung haben wir bereits ein paar Worte weiter oben verloren. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Tilt-Steuerung hervorragend funktioniert und sich die wenigen Knöpfe auf dem Bildschirm ohne Probleme bedienen und erklären lassen. Landeklappen, Fahrwerk und Schub – mehr braucht es nicht für den Gelegenheitspiloten. Flugsimulationsprofis mag vielleicht das eine oder andere fehlen (das können wir als Genrelaien nicht so wirklich beurteilen), aber wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen, denn wir reden hier ja immer noch über ein Mobile Game. Wer noch mehr Realismus möchte, der soll doch bitte in einen echten Flugsimulator steigen und eine Ausbildung als Pilot anfangen

aerofly FS macht einen durchaus soliden Eindruck. Der Flugsimulator hat ein niedriges Einstiegslevel und ist auch für Neulinge gut zu bedienen, eignet sich also gut für den Zwischendurch-Zocker und macht tatsächlich richtig Laune. Eigentlich darf man sich aber gar nicht erst in den amerikanischen Kampfjet setzen, denn danach erscheinen einem die Alternativen alle ein bisschen sehr gemächlich. Die Grafik ist ok, der Sound ebenfalls, ein Kracher bleibt aus, reicht aber für eine absolute Top-Position in einem recht kläglich besetzten Genre im AppStore. Soll heißen, wenn Flugsimulation auf dem iOS-Gerät, führt kaum ein Weg an diesem Spiel vorbei. Für alle Freunde des Fliegens und der Schweiz sind die knapp 4 oder 6 Euro durchaus gut investiertes Geld, ein paar mehr Flugzeuge würden aber auch nicht schaden.