Was Rollenspiele angeht, lässt sich den Damen und Herren bei Crescent Moon Games ein gewisses Talent kaum absprechen. Mit Ravensword: Shadowlands -l2972- gelang es den US-Amerikanern 2012 eine lebendige Welt voll tiefgründiger Charaktere und fantastischer Schauplätze auf unsere mobilen Geräte zu zaubern. Eine Welt, in der man sich ohne Weiteres verlieren und alles um sich herum vergessen konnte. Grund genug also entsprechende Erwartungen an den neuesten Streich der New Yorker Rasselbande zu stellen. Exiles -l15661- steht seit gestern im AppStore zum Download bereit und kostet euch als Premium-Download 4,99€. Ob sich der Fünfer lohnt, lest ihr in unserem Test.
-b1-Bevor die futuristische Hatz ihren schicksalshaften Lauf nimmt, steht ihr vor der Wahl: Männlein, Weiblein, Soldier, Infiltrator oder Adept? Die Qual der Wahl. Während sich der Soldat mit seiner kinetischen Druckwelle relativ unbeeindruckt durch Horden extraterrestrischen Getiers arbeitet, wählen Spieler mit dem Infiltrator einen wesentlich defensiveren Charakter. Der Cloak verbirgt euch für eine kurze Zeit vor den wachsamen Augen eurer Feinde. So könnt ihr Auseinandersetzungen ganz diplomatisch umgehen. Wer sich hingegen für den Adept entscheidet, bewegt sich spielerisch in der goldenen Mitte. Geschult an der Pistole und ein Sprengstoff-Ass, seid ihr durchaus in der Lage euch auch weniger latent aggressiven Angreifern entgegenzustellen, während ihr euch mittels Time Warp ganz einfach die nötige Ruhe verschafft, um den entscheidenden Schuss zu setzen. Zumindest in der Theorie. Doch dazu später mehr.
-b2-Wir schreiben das Jahr 2375. Ihr seid Enforcer auf Aurora 9 – quasi der verlängerte Arm des Gouverneurs und des Gesetzes und mit allen Rechten und der nötigen Überzeugung ausgestattet, dies auch durchzusetzen. Weil besagter Gouverneur aber nach uneingeschränkter Macht dürstet und im Zuge dessen plant, das gesamte Volk mit einem Virus zu infizieren, schlagt ihr euch kurzerhand auf die Gegenseite und versucht, die große Pandemie zu verhindern.
Was uns zuerst auffällt ist die beeindruckende Grafik. Vorausgesetzt, ihr besitzt ein iPad Air der 2. Generation oder etwas vergleichbares, verwandelt die Sonne die unendlichen Weiten des kargen Planeten in ein funkelndes Meer aus Gold, während nachts tausende und abertausende Sterne am tiefschwarzen Firmament des Himmels glitzern. Ein dynamischer Tag-Nacht-Wechsel, hübsche Lens-Flare-Effekte und eine butterweiche Framerate sorgen für ein visuelles Erlebnis auf immerhin Last-Gen-Konsolenniveau, während ihr euch auf dem Weg von der letzten zur nächsten Mission befindet.
-b3- Und reisen werdet ihr eine Menge. Glücklicherweise müsst ihr die oft kilometerlangen Strecken nicht ausschließlich zu Fuß zurücklegen. Doch auch ein Hover Bike verbraucht Treibstoff. Wer also vom Weg abkommt, um eine der zahlreichen Nebenmissionen abseits der nur wenige Stunden dauernden Kampagne zu erledigen, der findet sich schnell auf Wanderung wieder. Tatsächlich könnte es alles so schön sein, wären da nicht zwei Dinge, die Exiles anstelle eines Top- leider nur zu einem guten Spiel werden lassen. Zum einen sprechen wir von der Steuerung, die, eigentlich genrekonform mit zwei virtuellen D-Pads daherkommt und in der Theorie auch wunderbar funktionieren müsste, den Praxistest aber nur holprig übersteht. Berührt ihr die linke Bildschirmhälfte, macht euer Charakter einen kleinen Satz vorwärts, ohne, dass ihr überhaupt nach vorne geswiped hättet. Ein kleiner aber feiner Design-Fehler, denn in der Hitze des Gefechts kann dieser übermütige Sprung nach vorn euer Todesurteil sein. Wolltet ihr eigentlich nach links hinter einer Säule in Deckung gehen, geht Herr/Frau Enforcer einen Schritt nach vorn und lehnt sich lässig gegen die Säule, um im nächsten Moment frontal von der Lasersalve des Gegners getroffen zu Boden zu gehen.
-b4-Ebenso gewöhnungsbedürftig ist das Zielen. Leider haben es die Entwickler versäumt, die Bedienelemente, wie die in einem Dreieck angeordneten Buttons zum Auslösen der Spezialfähigkeit, Springen und Schießen, individuell anzupassen. So kommt ihr immer wieder aus Versehen auf den Sprungknopf oder löst unabsichtlich eure Spezialfähigkeit aus. Dazu kommt, dass trotz einstellbarem Auto Aim kaum präzises Zielen möglich ist. Wie so oft, lässt sich der Protagonist nach anfänglichen Schwierigkeiten und dem einen oder anderen Frustmoment dann aber doch einigermaßen vernünftig spielen. Schade ist es trotzdem.
-b5-Die zweite Sache betrifft etwas, für das wir die Entwichler eingangs noch gelobt hatten, denn anders als in Shadowlands, findet ihr euch in Exiles nicht in einer lebendigen Welt wieder, die einen immer wieder überrascht. Vielmehr waren wir ein bisschen enttäuscht darüber, wie leer der Wüstenplanet wirkt. Ok, Wüste ist Wüste, aber muss es so karg sein? Wirklich viel zu tun, zu entdecken gibt es eigentlich nicht. Über diese bittere Erkenntnis hilft auch das Levelsystem und ein stetig anwachsendes Waffenarsenal nur bedingt hinweg.