Man mag es kaum glauben, aber seit dem Release von Real Racing 2 im Dezember 2010 sind tatsächlich über 2 lange Jahre ins Land gegangen. Seit den zugegebenermaßen atemberaubenden Preview-Screenshots, den Entwicklervideos und den Infos um das Time-Shifted-Multiplayer-Konzept in den letzten Monaten sind die Erwartungen an den Renntitel dermaßen hoch getrieben haben, dass es fast schon an ein Wunder grenzen würde, wenn Real Racing 3 diese zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Wer einen in Kanada, Neuseeland oder Australien registrierten iTunes-Account sein Eigen nennen kann, der durfte dies bereits ausgiebig selbst testen. Dort steht das Spiel nämlich schon seit dem 13. Februar zum Download bereit. Im Netz liest seit man seitdem allerdings nicht nur Gutes. Nun ist der Release weltweit offiziell erfolgt und wir wollen euch natürlich informieren, was euch in dem mit Spannung erwarteten iOS-Kracher erwartet

-b1-Und ein Kracher ist Real Racing 3 in der Tat. Warum? Vom Handling der Wagen über die Auswahl der Strecken bis hin zur gesamten Präsentation stimmt hier einfach alles bis ins kleinste Detail. In über 900 Renn-Events fahrt ihr um einen heißbegehrten Platz auf dem Treppchen, investiert euren Gewinn in neue Wagen oder rüstet vorhandene Geschosse auf vier Rädern mit umfangreichen Tuning-Maßnahmen auf. Dabei könnt ihr die Schwierigkeit ganz euren Bedürfnissen anpassen, indem ihr Fahrhilfen wie Brems- und Lenkunterstützung sowie Traktionskontrolle aktiviert oder ausstellt. Die Spielerfahrung reicht somit von Arcade-Racer bis zur recht ernstzunehmenden Rennsimulation.
Die virtuellen Strecken sind ihren realen Vorbildern exakt nachempfunden und sehen großartig aus. Egal, ob auf dem Mazda Raceway Laguna Seca, in der haarnadelscharfen Spitzkehre in Spa, im mit langen Geraden durchzogenen Hockenheim oder Silverstone – es macht wirklich Spaß, die Kurse kennenzulernen, Bremspunkte zu verinnerlichen, Kurven am Limit mit quietschenden Reifen zu durchfahren und eine perfekte Runde nach der anderen in den Asphalt zu brennen. Eure Gegner sind dabei eine zeitversetzte Projektion von Fahrern auf der ganzen Welt. Time Shifted Multiplayer heißt die Idee, die dahinter steckt und bedeutet, dass ihr zu jeder Zeit gegen echte Gegner fahrt, deren Fahrweise, Stärken und Schwächen sich in einer Version ihrer selbst auf der Strecke manifestieren. Das funktioniert meistens ganz gut, doch immer wieder kommt es mal vor, dass ihr mit sehr viel schwächeren oder schlimmer mit völlig überlegenen Fahrern zusammengeschmissen werdet, was eine erhebliche Beeinträchtigung des Spielfluss und eures Fortschrittes zur Folge hat.
-b2-Da wäre allerdings noch eine nicht unbedeutende Sache, die das Vorankommen und uneingeschränkte Renn-Erlebnis in Real Racing 3 mehr als nur geringfügig beeinflusst und die für zahlreiche Kritik gesorgt hat. Gehen wir mal davon aus, dass ihr alle unfassbar gute Fahrer seid und jedes Rennen perfekt und ohne Schrammen und Kratzer an euren Boliden übersteht. Früher oder später wird euch bei einem gewagten Überholmanöver allerdings ein unbeholfener KI-Gegner eine Delle in den Lack eures wunderschönen McLaren MP-4 schubbern – und dann geht der Ärger los. Denn das das Schadensmodell wirklich hübsch anzusehen sind, kann genauso wenig wie alles andere darüber hinwegtrösten, dass jede Reparatur nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit kostet. Das betrifft aber nicht nur äußere Schäden am Wagen, sondern ungleich heftiger das Innere. Nach 4, 5 Rennen muss ein neuer Motor her! Das macht mal eben einen vierstelligen R$-Betrag und, ach ja, 2 Stunden und 20 Minuten Wartezeit bitte. Schäden, die nicht repariert werden, beeinträchtigen die Performance eurer Wagen erheblich und lassen die Chancen auf einen Platz unter den ersten drei drastisch absinken. Daher ist es unabdingbar, dass ihr euren Fuhrpark immer tiptop in Schuss haltet.
-b3-Das ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. Ihr habt geduldig gespart und euch endlich den Pagani Zonda gegönnt? Die Auslieferung dauert 2 Stunden, danke. Jeder dieser Prozesse kann zwar mit der Gold-Währung beschleunigt werden, doch um wirklich uneingeschränkt spielen zu können, also ohne jegliche Wartezeiten, reichen die paar Dublonen, die ihr für einen Fahrerlevelaufstieg zugeschoben bekommt, nicht im Geringsten. In-App-Purchasse ist das Stichwort. Wer zahlt, der fährt, alle anderen warten darauf, dass ihre Reifen endlich fertig ausgewuchtet sind. Das alles ist selbstverständlich nur halb so schlimm, wenn ihr zwischendurch lediglich ein, zwei Runden drehen wollt und euch in Geduld übt, doch das kann nicht der Anspruch von Real Racing 3 sein, der größten, aufwendigsten Renn-Simulation, die der AppStore zu bieten hat. Das Konzept der In-App-Käufe wird auch hier wieder leider auf die Spitze getrieben, es hätte sicher nicht nur uns besser gefallen, einmalig 8 Euro hinzublättern und dafür ein uneingeschränktes Spielerlebnis zu bekommen. So erinnert RR3 eher an Shoppen ohne Geld – nur gucken, nicht anfassen. Das relativiert sich zwar etwas, wenn erst einmal mehrere Wagen in der virtuellen Garage geparkt sind, aber das ständige Wechseln des Wagens bringt auch nicht gerade Spaß. Denn wenn wir schon einen teuren Flitzer im Fuhrpark haben, auf den wir lange gespart haben, wollen wir doch nicht zurück zum Ford Focus RS

-b4-Aber genug der Free-to-Play-Kritik und kommen wir zu etwas erfreulicherem – der Grafik. Auf den neuesten Apple-Geräten sieht Real Racing 3 schlichtweg atemberaubend aus. Jeder der 46 Wagen wurde bis ins kleinste Detail perfekt nachgebildet und lässt benzingetriebene Racer-Herzen höher schlagen. Das gilt sowohl für das glänzende Äußere der Traumboliden – Spiegelungen im Lack sind hier nur eines der zahllosen Highlights – als auch für die meisten Innenansichten. Die Gestaltung der Strecken ist ebenfalls auf höchstem Niveau. Selbst unwichtige Kleinigkeiten wie ein Kran am Streckenrand wirken so, als wären sie nicht nur achtlos dahinprogrammiert, sondern mit viel Liebe zum Detail designt worden. Die Präsentation des Spieles bleibt hinter den Erwartungen also keineswegs zurück. Sowohl Menüführung als auch die Art und Weise, wie euer Fuhrpark in Szene gesetzt wird, ist ohne Frage grandios.
Soundtechnisch gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Die Soundeffekte sind der Renn-Atmosphäre voll zuträglich, nur die Hintergrundmusik geht auf Dauer etwas auf die Nerven, kann aber im Menü ausgeschaltet werden, falls der volle Klang der mehreren hundert PS starken Motoren schon wie Musik für eure Ohren ist. Wir haben uns übrigens ein bisschen in den Sound verliebt, der entsteht, wenn man mit 270 km/h eine langgezogene Kurve auf den Abweisern durchfährt Hach wie schön!

-b5-Schließlich lässt sich auch über die Steuerung nur Gutes berichten, denn dank der erwähnten Fahrhilfen kann jeder Spieler auf dem Niveau fahren, welches er bevorzugt. Hinzu kommen noch die vielen verschiedenen Möglichkeiten, die Wagen zu lenken. Ob Kipp-Variante mit automatischem Gas und manuellem Bremsen oder quasi analogem Lenkrad und manuellem Beschleunigen bzw. Bremsen – hier findet, auch dank der regulierbaren Lenkempfindlichkeit, jeder sein Glück.

Ohne Frage, Real Racing 3 ist technisch gesehen DAS Über-Rennspiel, auf das wir uns gefreut hatten: Eine großartige Präsentation gepaart mit 46 lizensierten Traumwagen, Original-Strecken und einer tollen Steuerung setzt Maßstäbe für Renn-Simulationen auf mobilen Geräten. Doch das Konzept, unfassbar lästige Wartezeiten mittels In-App-Käufen zu umgehen, trübt die Euphorie gewaltig – ein Geschäftsmodell, dass leider auch vor solchen Premium-Titeln keinen Halt macht und so den Spielspaß leider doch etwas trübt. Wer geduldig ist, wird allerdings in den Genuss des zweifelsohne besten Rennspieles im AppStore kommen und das ganz umsonst. Wir hätten uns aber lieber eine kostenpflichtige Premium-Version ohne IAPs gewünscht oder als Alternative beide Versionen – eine kostenpflichtige (auch gerne im zweistelligen €-Bereich) ohne Wartezeiten und eine kostenlose mit Wartezeiten…