In der Welt der Kryptowährungen geht es bisweilen ziemlich emotional zu. Denn viele Anhänger der Blockchain-Technologie sind nicht nur Anleger oder Geschäftsleute. Sie haben auch eine Vision. Kryptowährungen sollen nichts weniger als eine Revolution des Geldwesens und des Finanzsystems darstellen. Sie sollen Menschen eine Teilhabe verschaffen, die bislang keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten. Und sie sollen gleichzeitig für Unabhängigkeit von Banken, aber auch von staatlichen Institutionen sorgen. Das neueste Schlagwort hierzu heißt Decentralized Finance, kurz DeFi. In den letzten Monaten hat sich ein regelrechter Hype um DeFi-Anwendungen gebildet, die eine neue Ära im digitalen Finanzwesen einläuten sollen. Was hat es mit diesem Trend auf sich?

Was ist DeFi?

Decentralized Finance ist eine neuartige Form der Kreditvergabe, die sich die Blockchain-Technologie zunutze macht. Es handelt sich dabei um eine Form von Crowdfunding, bei denen anstatt von Finanzinstituten Privatpersonen Mittel zur Verfügung stellen. Die Transaktionen werden durch sogenannte „Smart Contracts“ kontrolliert. Dabei handelt es sich um Protokolle in der Blockchain, die automatisch Zahlungen auslösen, wenn bestimmte zuvor festgelegte Bedingungen eintreten. Die Menge an Kryptowährung, die in DeFi-Geschäften gebunden war, verdoppelte sich von 3,7 Milliarden US-Dollar im August des Jahres auf 7,8 Milliarden im Folgemonat. Auch zahlreiche Großinvestoren aus der Kryptoszene haben in DeFi-Projekte investiert.

Spekulationsblase oder Revolution?

Der rasante Zufluss von Kapital in DeFi-Projekte hat schnell Vergleiche mit der Krypto-Blase von 2017 herbeigeführt. Damals waren ebenfalls innerhalb weniger Wochen Milliardenbeträge in den Kauf neuartiger Kryptowährungen bei ihrer Ausgabe, dem sogenannten Initial Coin Offering (ICO) geflossen. Das hatte den Wert dieser Coins künstlich aufgebläht, obwohl es teilweise keine überzeugenden Use Cases und keine technischen Vorteile gegenüber etablierten Kryptowährungen gab. Oft erzielten die Urheber solcher Kryptowährungen Millionenbeträge mit dem Verkauf ihrer Bestände, nur um Kurz darauf von der Bildfläche zu verschwinden. Und tatsächlich sind bereits jetzt erste Betrugsfälle aus dem DeFi-Sektor bekannt, die bei Anlegern zu Millionenschäden geführt haben. DeFi-Befürworter wenden ein, dass trotz vieler Schwarzer Schafe das Fundament des Trends solide sei.

Ist DeFi eine sichere Geldanlage?

Die Renditeversprechen von DeFi-Anbietern gehen teilweise bis in den dreistelligen Prozentbereich. Dementsprechend groß ist die Versuchung für viele Anleger, in den DeFi-Boom einzusteigen. Dass damit erhebliche Risiken einhergehen, versteht sich von selbst. Dieses Risiko geht nicht nur von betrügerischen Angeboten, sondern auch von dem weitgehenden Fehlen von gesetzlichen Regulierungen aus. Dadurch werden hochriskante Geschäfte ermöglicht, ohne dass irgendeine Form des Anlegerschutzes greift. Wer in Kryptowährungen investieren möchte, sollte daher aktuell lieber auf etablierte Formen der Geldanlage wie das automatisierte Trading mit Robotern zurückgreifen. Mit wenigen hundert Euro Startguthaben können auch Kleinanleger sich bei Trading-Plattformen jetzt anmelden und professionelle Algorithmen nutzen, die anhand von Marktsignalen die Kursbewegungen vorausberechnen. Das ist zwar nicht vollständig risikofrei, aber deutlich sicherer als die Investition in ein zwielichtiges Internetunternehmen, das erst seit einigen Wochen auf dem Markt ist. Auch wenn sich der aktuelle DeFi-Hype als eine Blase erweisen sollte, ist es natürlich dennoch denkbar, dass dich DeFi mit der Zeit zu einem reifen Markt entwickelt. Interessierte Anleger sollten das Geschehen also durchaus im Blick behalten.